Vergangenen Freitag war es soweit. Der neue Freeride Film Between, ein zwei Jahres Projekt von Sandra Lahnsteiner, feierte seine Weltpremiere in der BMW Welt in München. Wir durften dabei sein und haben für euch zusammengefasst, was wir erlebt haben und wie der neue Streifen ankommt.

#comeinstyle lautete das Motto des Abends und ebenso glamourös gaben sich die Protagonistinnen und Protagonisten in schicken Outfits. Statt Caps und Mützen standen Anzüge und Abendkleider auf der Tagesordnung. Der Sekt floss reichlich in der coolen Location, die für die Freeride Szene schon längst keine Unbekannte mehr ist, schließlich macht das Freeride Filmfestival seit einigen Jahren hier einen Tourstopp.  Die moderne Eingangshalle füllte sich und die Mädels genossen sichtlich die Aufmerksamkeit auf dem roten Teppich (Eigentlich war dieser blau, passte besser zum Cover des Films). Nur Nadine Wallner fühlte sich nicht besonders wohl im kleinen Schwarzen, nach dem Film konnte man sie erleichtert im karierten Hemd antreffen. Als auch der letzte Besucher im Kinosaal der BMW Welt seinen Platz gefunden hatte, betraten die Moderatoren Nico Zacek und Bernd Krainbucher die Bühne. Die beiden Herren mit Neigung zu hohem Redebedürfnis, hielten sich dieses Jahr besser an den Zeitplan und zogen eine alberne, wenn doch ziemlich witzige Show ab. Dazugehörten u.a. eine Spice Girls Performance der Freeriderinnen (siehe unten), die ihnen Niko Zacek pro publica abverlangte. Es folgten Danksagungen, Gewinnspiele und nochmals Danksagungen. Fehlte nur noch ein wichtiger Punkt auf der Tagesordnung: Selbstverständlich war keinem der Anwesenden das tragische Unglück von Matilda Rapaport vor einigen Monaten entgangen. So musste der tragische Tod der erfolgreichen Freeriderin zum Thema gemacht werden, auch wenn es den Riderinnen und Ehemann Matthias Hargin sichtlich schwerfiel. Statt zu schweigen, gedachten hunderte Ski Fans in einer emotionsgeladenen Minute voller Party, Beifall und Standing Ovations der Verstorbenen (siehe unten). Unter dem Motto #inspirelikematilda gab die zu Tränen gerührte Sandra Lahnsteiner  dann das Kommando zum Start des lang ersehnten Zweijahres-Filmprojekts „Between“ der Shades of Winter Crew.

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Zunächst war von Skiaction allerdings erstmal nichts zu sehen. Carissa Moore surfte eine hawaiianische Welle nach der anderen, Sandra Lahnsteiner kommentierte aus dem Off und man vermisste zunächst das eigentliche Thema des Film, nämlich das Freeriden. Nach der ersten Durststrecke ging es dann endlich zur Sache und die Mädels zeigten was sie draufhatten. Das war eine ganze Menge, gleich vier Backflips präsentierten Evelina Nilsson, Janina Kuzma und Sandra Lahnsteiner den Fans im ersten Segment beim Catskiing in den Monashees. Von Kanada jetteten die Mädels ganz bequem nach Engelberg und zum ersten Mal war hier die schöne Schwedin Matilda in ihrer Wahlheimat auf der riesigen Leinwand zu sehen. Reichlich Powder, schöne Lines, lachende Gesichter – life is good. So wollen wir das normalerweise sehen, doch irgendwie wirkte die Szene surreal. Zu wissen, dass eine der Protagonistinnen auf der Leinwand nun nicht im Saal sitzen kann, raubte der ganzen Szene ein wenig die Authentizität.

Als Julia Mancuso zum ersten Mal die Leinwand betrat und besser Ski fuhr als sie nach ihrer Hüft-OP laufen konnte, lockerte das die Stimmung wieder auf und das Publikum genoss traumhafte Lines in Matildas schwedischer Heimat Abisko. Die starken Tunes zu den wunderschönen Sundowner Aufnahmen sorgten für eine tolle Stimmung im Saal und auch das Geknattere der Helikopter Rotoren gab der Szene eine authentische Note, auch wenn man sich dabei beinahe einen Gehörschaden geholt hätte. Aus Schweden nahm die Crew den direktesten Weg nach Neuseeland um Janina Kuzmas Backcountry zu erforschen, per Heli versteht sich, ehe die Reise zurück zu Nadine Wallner in die heimischen Alpen ging. Nadine war am chargen und das gefiel dem Publikum. Sie sprach kein Englisch, sondern plauderte im tiefsten Dialekt in ihre GoPro. Der Untertitel übersetzte die ganze Geschichte auf Englisch.  Mit ihrer bodenständigen Art sorgte Nadine für einige Lacher und vielen authentischen Momenten, eben jene „Moments in Between“ von denen ständig die Rede war, die aber noch ehrlicher hätten präsentiert werden können.

Ein Mammut-Projekt wie dieses braucht ein großes Finale und während der Film in strammen Schritten darauf zusteuerte, war eigentlich schon klar, wo alles enden sollte: Natürlich in Alaska. Der Heli filmt den Heli der die Mädels filmt, wie das eben so ist, doch die Performance der Ladies haute dann tatsächlich alle von den Socken. Nun waren sie plötzlich da, die echten und realen Momente und die Spannung im Saal war zum Greifen nah. Epische Musik untermalte die emotional geladenen Aufnahmen und das Publikum war völlig aus dem Häuschen. Die Action war spektakulär und auch jene zittrige Momente vor dem Drop-In zeigten dem Publikum was es bedeutete Lines in Alaska zu fahren. Nun wurde die Premiere zu dem Fest, das sich alle so sehr gewünscht hatten.

Die Leinwand wurde dunkel, der Abspann lief, das Licht ging an und das Publikum schlenderte aus dem Kinosaal. Wir fragen uns: Wie viel davon ist echt? Wird uns diese heile Welt vorgelebt, weil wir sie auch so sehen wollen? Man vermag sich gar nicht vorzustellen, wie schwer die Situation so nah an einem so schweren Unglück für alle Beteiligten ist. Die Riderinnen haben das Beste draus gemacht und konnten eine überaus gelungene Premiere feiern. Trotzdem bleibt der realste Moment des Abends das tragische Lawinenunglück von Matilda Rapaport.

Ob es sich lohnt den Film im Kino zu sehen? JA, auf jeden Fall!

Video

Spice Girls Performance

1 Minute Party für Matilda

Infos zum Film und bevorstehenden Veranstaltungen gibt’s unter www.shades-of-winter.com

Text und Bild: Tim Marcour