In unserer ersten Ausgabe der Saison haben wir euch einige der besten Freerideski des Jahres vorgestellt (Freeride Skitest). Vergangenes Wochenende waren wir zu Besuch bei den Jungs von Birdos, einer kleinen Skimanufaktur im Herzen der Schweizer Alpen – in Andermatt.
Für die nächste Ausgabe haben wir euch schon einen ausführlichen Bericht über die sympathische Firma angekündigt, vorab möchten wir euch aber schon die feinen Freeridelatten vorstellen. Produziert werden die Ski von Freeridern für Freerider und das in kleiner Stückzahl. Jeder Ski ist handgemacht und damit ein echtes Unikat. In Serie werden drei verschiedene Modelle gebaut, wem das nicht reicht, der legt ein bisschen mehr Kleingeld auf den Tisch und bekommt eine Spezialanfertigung, perfekt auf seinen Fahrstil abgestimmt.
Aufgrund der überragenden Schneebdingungen in Andermatt haben wir nur zwei der drei Modelle getestet, nämlich den „Funky Monkey“ und das viellicht bekanntere „Puder Luder“.
Funky Monkey:
138 / 107 / 128 mm, Tip&Tail Rocker
Radius: 17 m
Längen: 171 / 181 / 191 cm
Mit 107 mm ist der Funky Monkey eine echte Allzweckwaffe. Zu Beginn des Wochenendes wussten wir nicht recht wie viel es über Nacht geben würde, also entschieden wir uns für die etwas schmälere Variante. Während des ersten Runs als wir vor lauter Face Shots kaum noch Luft bekamen, haben wir kurz an dieser Entscheidung gezweifelt, doch nach ein paar Fahrten war klar: Durch den etwas außergewöhnlichen Shape, kommt der Ski auch in tiefem Powder locker mit knapp 11 cm unter der Bindung aus. Der Auftrieb war wirklich sehr gut und besser als erwartet. Das Herzstück der Birdos Ski bildet ein solider Holzkern, durch dessen Dicke verschieden Härtegrade festgelegt werden und somit ein sehr natürliches Biegeverhalten sichergestellt wird. Der „normale“ Funky Monkey ist daher steif genug um ordentlich Gas zu geben, ist aber in schwierigem Gelände oder bei schlechtem Schnee trotzdem sehr agil zu fahren.
Auch wenn wir nicht viel auf der Piste gefahren sind, können wir sagen, dass der Ski auch hier Spaß macht. Ein kurzer Radius von 17 m lässt den Fahrer glauben einen Pistenski unter den Füßen zu haben.
Puder Luder:
149 / 123 / 139 mm, Fullrocker
Radius: 24.5 m
Längen: 171 / 181 / 191 cm
Die Grafik des Puder Luders hatte Birdos-Gründer Dan selbst entworfen. Wer hier Model stehen durfte, wissen wir nicht, Fakt ist – die halbnackte Lady zieht in der Liftschlange einige Blicke auf sich. Wie der Name schon verraten lässt, ist das Puder Luder für die richtig guten Tage mit mehr als 50cm Neuschnee gedacht. Welch ein Zufall, dass wir vergangenen Sonntag einen solchen „Perfect Day“ erlebten und das Puder Luder in tiefem Neuschnee auf Herz und Nieren testen konnten.
Mit 123 mm unter der Bindung kann man auch bei 70 cm Neuschnee nicht viel falsch machen. Das war zumindest mein Eindruck, als wir unsere ersten Spuren unter der Gondel in den Schnee zogen. Der gewaltige Auftrieb gibt einem das Gefühl auf Wasserski zu stehen, nur wenig Druck führt sofort zu einer Richtungsänderung. Für enge steile Colouirs ist der Ski allerdings nichts, das musste ich feststellen als wir die ersten 15 Meter in das Gipfelcouloir abrutschten. Ein wenig wackelig meisterte ich aber auch diese Passage und fand mich wieder einmal in einem Hang gefüllt mit Neuschnee. Der Lady noch schnell einen Blick zu werfen, bevor mit viel Speed durch die Rinne und auf das offene Geröllfeld darunter geschossen wird. Ein Gefühl dem Schweben nahe, einfach genial! Die Buckelpiste durch die Latschen im Tal stellten dann meine Oberschenkel auf die Probe, doch der Gedanke an den letzten Hang ließen alle Strapazen sofort vergessen. Das Puder Luder – das Flagschiff der Birdos Ski – ist bei wenig Schnee vermulich etwas überdimensioniert, bei Neuschnee jedoch genial. Die Grafik gibt dem ganzen – zumindest für die Männerfraktion – eine sexy Note.
Die handgemachten Ski haben natürlich auch ihren Preis. Ein „Standard Ski“ kostet rund 1600 sFR, bei einem „Custom Build Ski“ geht’s dann ab 2100 sFR los. Ein stolzer Preis, doch alle Materialien kommen aus der Umgebung und werden in handarbeit zu einem Ski zusammengesetzt. Wer sich einen Birdos gönnt, unterstüttzt damit nicht nur die sympathische Firma, sondern leistet sich gleichzeitig ein Stückchen Andermatt-Lifestyle. Mehr dazu dann aber in unserer letzten Ausgabe im Februar/März. Vielen Dank an die Jungs von Birdos und Lars vom Basecamp in Andermatt für das tolle Wochenende.
Basecamp Andermatt (auch auf Facebook)
Text und Fotos: Tim Marcour