Autor: Vojta Lím, Bilder: Sherpas Ride
Im Jahr 2010 saß ich auf einer Parkbank in Neuseeland und machte mir Gedanken, wohin ich als nächstes gehen sollte. Japan stand schon seit längerer Zeit ganz oben auf meiner Liste. Drei Jahre und unzählige Nächte mit Visa-Papierkrieg später stand ich eines Tages im kleinen japanischen Bergdorf Niseko auf Hokkaido.
Das ist Hokkaido
Niseko ist ein Ort, an dem man sich auf dem Weg zum Supermarkt durch fünf Meter hohen Schnee kämpfen muss. Als ich zum Start der Hauptsaison in Niseko ankam, stand ich den ganzen Geschichten, die erzählen, dass hier im Winter der halbe Ort im Schnee versinkt, eher skeptisch gegenüber. Was mich jedoch etwas beunruhigte, war die Tatsache, dass die Einheimischen in hüfthohen Gummistiefeln die Straße entlang liefen. Ich war bereit für die ersten Schneemassen aus Sibirien.
Hokkaido ist ein Ort, in den man sich auf den ersten Blick verlieben kann. Man spürt den “Freeride Vibe” überall. Alle, die hier herkommen, sind aus einem einzigen Grund da: Powder. In den Skigebieten hat es jeden Winter um die 18 Meter Neuschnee. Carver sucht man hier jedoch vergeblich – die Skifahrer, die zur ersten Bergfahrt anstehen, haben fette, breite Ski in der Hand. Je mehr die Bretter zwei Snowboards ähneln, desto besser. Niseko ist mit seinen Bars, Hotels und Restaurants jedoch nicht nur etwas für Pulverschnee- Enthusiasten, sondern auch für die Skifahrer, die Wert auf Kultur legen. Man nehme Tonnen von Pulverschnee, verspieltes Gelände, dazu tolles Essen, heiße Quellen (Onsen) und japanische Kultur und bekommt ein Skierlebnis, das schwer zu überbieten ist.
Bäume, Pulverschnee und Vulkane
„Niseko United“ unterteilt sich in vier Skigebiete (Grand Hirafu, Hanazono, Niseko Village, Annupuri), den Skipass kann man für das ganze Gebiet erhalten. Und Hokkaido hat natürlich noch viel mehr zu bieten als Niseko. Die Skigebiete Moiwa, Rusutsu und Kiroro sind ganz in der Nähe. Tatsächlich ist Niseko wie ein großer Spielplatz, und wir sind nach zwei Wintern, in denen wir jeden Quadratzentimeter der Insel erkundet haben, mehr als begeistert, immer noch neues Terrain zu finden. Ganz zu schweigen von den unzähligen Möglichkeiten in Niseko’s Backcountry.
Um sich den Japan Trip noch mehr zu versüßen, fellt man am besten Tourenski an, besteigt den Vulkan Mt. Yotei und kommt in den einzigartigen Genuß einer Abfahrt im Vulkan-Krater. Die lange und epische Abfahrt zurück ins Tal ist eines der besten Erlebnisse auf Skiern, das es gibt. Der letzte Ausbruch des Vulkans war im Jahr 1050 b.c. von daher braucht man sich um heiße Lava keine Sorgen zu machen.
Hokkaido Road Tripping
Auf unserem Road Trip zieht es uns in den Norden der Insel Hokkaido, wo wir rund um Furano kleine, noch unbekannte Freeride Spots erkunden. Unser Ziel ist der Daisetsuzan Nationalpark. Daisetsuzan heißt auf Deutsch so viel wie “große verschneite Berge” und könnte nicht bezeichnender sein: In Kurodake gibt es nicht nur 15 Meter Schneefall jeden Winter, dort liegen auch die höchsten Berge Hokkaidos. Kuro-Dake kombiniert den berühmten japanischen Pulverschnee mit steilem Gelände, welches für die meisten japanischen Skigebiete eher untypisch ist. Und das Beste daran: es ist fast niemand hier. Im Backcountry von Kuro-Dake warten steile Powder Abfahrten auf uns, die nur darauf warten, entdeckt zu werden. Es dauert nicht lange und wir kommen in den Genuß der längsten Top to Bottom Abfahrt Hokkaidos.
Weiter geht es nach Furano-Dake, ein breiter Gebirgszug im Zentrum der Insel, der endloses Freeride Terrain und unberührten Powder zu bieten hat. Furano-Dake ist ein absolutes Fest für jeden abenteuerlustigen Powder-Freak. Dies ist der Ort, an dem du wahrscheinlich den tiefsten Powder deines Lebens erleben wirst. Es gibt keine Liftanlagen, keine Pistenkontrollen oder Trails. Nur wildes Backcountry, das wir aus eigener Kraft erkunden und dafür mit endlosem Terrain belohnt werden, das nur uns gehört.
Ein typischer Tag in Japan
Lass mich kurz einen typischen Tag in Japan beschreiben, um zu verstehen, was Skifahren dort bedeutet. Nach dem Aufstehen und einem ausgiebigen Frühstück schnappen wir uns die Ski und gehen zur Gondel, die nur einen Steinwurf von unserer Lodge entfernt ist. Es zahlt sich aus, der Erste in der Liftschlange zu sein. Um 8.30 nehmen wir die Gondel, immer noch fasziniert vom samtweichen Schnee um uns herum. Von der Gondel aus geht’s gleich in den nächsten Lift, ein alter Einer-Sessellift der sich “Pizza Box” nennt. Oben angekommen befinden wir uns nach einem kurzen 15-minütigen Aufstieg am Dach der Welt. Ich spreche von Annupuri. Da der erste Teil der Abfahrt ziemlich breit ist, wiegen wir uns fast ohne Kurven den Berg hinunter. Nach einigen Minuten verschwinden wir im Wald. Hier beginnt das echte Niseko Skivergnügen. Bäume und Bambus, das Gelände gibt uns das Gefühl, Teil eines Videospiels zu sein. Wir fliegen durch den Wald, johlend und quietschend vor Vergnügen und genießen dabei jede Sekunde. Wir treffen auf die Half-Pipe und einige Kicker auf dem Weg zurück zum Lift, wo diese traumhafte Abfahrt endet. Am Ende gibt es High-Fives für alle obwohl man sich fünf Minuten vorher noch gar nicht kannte. Die Frage, ob wir die Abfahrt gleich noch mal machen, beantwortet sich nach genau fünf Sekunden von selbst und wir sind wieder auf dem Weg hinauf. Wir entdecken immer neue Abfahrten bis unsere Beine nicht mehr mitmachen. Ramen Suppe klingt jetzt nach einer verdammt guten Idee. Wir bemühen uns, uns nicht zu sehr mit Sake zu betrinken und starten frisch gestärkt in den Nachmittag. Da es immer noch schneit, bleibt uns nichts anderes übrig, als so viel Skizufahren, wie wir nur können. Bei Sonnenuntergang holen wir die Stirnlampen raus und gehen Nachtskifahren. Das Nachtskifahren in den japanischen Wäldern ist so gut, wie es nur sein kann, und wir bemühen uns sehr, am Leben zu bleiben. Alles klar – es ist acht Uhr abends, das war’s für heute. Als wir glauben, es könnte nicht besser werden, holen wir uns im Seicomart (ein lokaler Supermarkt) ein paar Sapporo Bier und gehen zu den Onsen, öffentlichen Quellen mit heißem vulkanischem Wasser. Schnee umgibt uns während wir mit einem kalten Bier in der Hand im heißen Quellwasser entspannen und immer noch nicht glauben können, was wir heute erlebt haben.
Komm mit
Ich bin nicht J.K. Rowling und meine Worte können dem, was ich in den letzten zwei Jahren in Japan erlebt habe, nicht gerecht werden. Ich kann euch nur dazu einladen, zu einem unserer Freeride Camps zu kommen, damit ihr es selbst seht und erlebt. Die Camps finden im Januar und Februar 2016 statt. Auf unserem Road Trip Ende letzten Winters haben wir die geheimen Freeride Spots der Insel entdeckt. Sie warten auf euch.
Sherpas Ride
Sherpas Ride ist eine Outdoor Agentur im Powder-Paradies Hokkaido. Sherpas Ride organisiert Freeride Camps und Skitouren Trips in Japan. Wenn du teilnehmen willst oder einfach nur mehr über das Skifahren in Japan wissen möchtest, schau auf www.sherpasride.com oder schicke eine Email an hello@sherpasride.com.